
Fünf Experten und 20 Gäste diskutierten über Chancen und Möglichkeiten, in dieser Branche Fuß zu fassen
Rund 100.000 IT-Spezialisten werden bundesweit gesucht. Düsseldorf-aktiv hatte IT-Experten und 20 arbeitssuchende Migrantinnen und Migranten eingeladen, um zu diskutieren, wie Mann oder Frau einen der begehrten Jobs in dieser Branche ergattern kann. Der einmütige Rat der Fachleute: Gute Sprachkenntnisse, Teamfähigkeit, „einfach mal Machen“ und sich trotz vieler Absagen nicht entmutigen lassen.
Mit dem Format „KarriereTalk“ beschreitet der Verein Düsseldorf-aktiv Neuland. „Die Erfinder“ dieser Frage und Antwortrunde, Suad und Mustafa, sind selbst Geflüchtete und haben auch ihre mitunter wechselvollen Erfahrungen gemacht, einen Job zu finden. Wie viele andere Geflüchtete, wissen sie nicht genau, welche Qualifikationen erforderlich sind, um in der IT-Branche Fuß zu fassen.
Antworten kamen von den Experten: Maria Ahmadi, Fachinformatikerin bei einer großen Versicherung und Mitglied bei Düsseldorf-aktiv, Stefan Klein kaufmännischer Standortleiter in einem Systemhaus, Martin Breitenbach, gelernter Netzwerktechniker, Ingenieur und im Energiebereich tätig, Wolfgang Barbulla, studierter Physiker und jetzt IT-Berater sowie Krischan Dickel, studierter Informatiker und auch für Neueinstellungen bei einem Internet-Telefonie-Dienstleister tätig. Bunt gemischt die Riege der Interessenten. Einige Beispiele: Softwareentwickler, promovierter Islam-Wissenschaftler, Biologie- und Physiklehrer, ein Physiker. Sie alle eint der Wunsch, in der IT-Branche zu arbeiten.
Großen Raum nahm die Frage ein, Ausbildung oder Studium. Stefan Klein meinte: „Es gibt nicht den einen, den goldenen Weg. Wir achten weniger auf die Abschlüsse, sondern auf die vorhandenen Fähigkeiten.“ Und Krischan Dickel ergänzte: „Ich filtere nicht nach Abschluss, ich schaue auf Projekte, und Erfahrungen, aber eine Ausbildung gibt mehr Struktur als Studium. Hinzukommt – in der Ausbildung verbessern sich die Sprachkenntnisse, da wird man mehr an die Hand genommen.“
Martin Breitenbach brachte es auf diesen Nenner: „Ausbildung, Meisterbrief oder Studium, das hängt von der persönlichen Situation ab, aber wer Praxis sammelt, etwa an HackDays oder Hackathons, externen Projekten oder Praktika teilnimmt, der sammelt Pluspunkte für seine Bewerbung.“ Maria Ahmadi plädierte für die Ausbildung als eine gute Möglichkeit, überhaupt ins Unternehmen zu kommen. Doch seien viele Migranten schon älter und scheuten eine dreijährige Ausbildung. Sie verwies auf Umschulungsprogramme der Bundesanstalt für Arbeit, man könne so ein Jahr sparen.
„Migranten haben vielen Bewerbern eines voraus – sie haben Durchhaltevermögen bewiesen.“
Maria Ahmadi
Die Bewerber wollten darüber hinaus beispielsweise wissen, welche Programmiersprachen gefragt sind, wie man einen Job im Bereich Datenschutz/Datensicherheit erhalten kann, um Unternehmen
vor Cyberangriffen zu schützen oder was sie tun können, um endlich nach vielen Bewerbungen zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.
Der Rat der Experten, auf jeden Fall durchhalten und weiter Bewerbungen schreiben, an Speed-Datings teilnehmen, Praktika absolvieren, die eigenen Fähigkeiten realistisch einschätzen, keine exotischen Programmiersprachen pauken, stattdessen Kommunikationsfähigkeit trainieren, unter Menschen gehen und Deutsch sprechen und sich mit neuen Technologien und Trends befassen. Zudem seinen gerade in diesem Bereich auch gute Englischkenntnisse hilfreich. Den größten Pluspunkt von Geflüchteten sprach aber Maria Ahmadi an: „Migranten haben vielen Bewerbern eines voraus – sie haben Durchhaltevermögen bewiesen.“
Ute Dickel, stellvertretende Vorsitzende des Vereins, freute sich mit den Initiatoren und Moderator Christoph Wilden über eine gelungene Veranstaltung, und stellte eine neue Folge des KarriereTalk in Aussicht. Dann zum Thema Pflegeberufe.